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"Fledermaus gesucht", Bericht der Augsburger Allgemeinen

Bericht von Dorothea Schuster, Bericht in der Augsburger Allgemeinen, 28.07.2011


Im „Donauwörther Forst“ leben über 13 verschiedene Fledermausarten.
Das ist bayernweit rekordverdächtig. Naturschützer kontrollieren die Nistkästen regelmäßig.

Mit der Leiter klettert Gustav Dinger hinauf zum Nistkasten. Er kontrolliert, ob darin eine Fledermaus sitzt. Bereits beim ersten Versuch hat er Erfolg. Er findet eine Fransenfledermaus. Im „Donauwörther Forst“ hängen einige hundert Nistkästen an den Bäumen.

Der Wald ist ein Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH), weil dort die seltene Bechsteinfledermaus und das Mausohr vorkommen. Und die Gelbbauchunke.

 
Fledermaus gesucht
 
 
Doch es leben dort noch viel mehr Fledermausarten. Bei einer Fangaktion mit großen Netzen – organisiert von der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) im Jahr 2009 – wurden 13 dokumentiert. „Das ist bayernweit rekordverdächtig“, sagt Dinger von der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz im Landkreis Donau-Ries.
Am leichtesten lassen sich Fledermäuse erfassen, indem man ihre Quartiere kontrolliert. Schlafplätze in Bäumen sind nur zufällig oder mithilfe von aufwendigen Telemetrie-Studien zu finden. Deshalb konzentriert sich der Förster Ralf Tischendorf, Koordinator des regionalen „Natura 2000“-Kartierteams in Schwaben, auf die Kontrolle der Nistkästen. Jedes Jahr sind es 150. Das geschieht zwischen Mitte und Ende August. In dieser Zeit sind die Vögel, die bisherigen Bewohner, schon ausgeflogen. Dinger und seine Mitstreiter haben schon so manche Überraschung erlebt. Statt Fledermäusen kamen ihm bei der Inspektion Hornissen, Wespen oder Siebenschläfer entgegen.
 

Tiere bevorzugen Baumhöhlen

Die Kontrolle der Nistkästen sagt nichts über die Zahl der Fledermäuse aus. Aber über die Entwicklung der Population. Denn in einem Wald wie dem „Donauwörther Forst“ bevorzugen viele der Tiere natürliche Baumhöhlen. „Die Bechsteinfledermaus zum Beispiel wechselt alle zwei bis drei Tage ihr Zuhause“, sagt Tischendorf. Man schätzt, dass sie 35 bis 40 Höhlenbäume nutzt. Um einen richtigen Überblick über die Zahl der Fledermäuse zu bekommen, müsste man all diese Höhlen kartieren, sagt Michael Fürst, Leiter der städtischen Forstverwaltung. Das ist aber zu aufwendig und zu teuer. Im Gegensatz dazu werden in wenig strukturreichen Fichtenwäldern die Nistkästen mangels Höhlen besser angenommen.

Der „Donauwörther Forst“ ist ein musterhafter Wald mit vielen Laubbäumen und vor allem wunderschönen alten Eichen. Sie sind bis zu 300 Jahre alt und „ein Hotspot der Artenvielfalt,“ sagt Fürst. An einem Baum leben allein bis zu 500 verschiedene Insekten. Hier wurde auch ein Urwaldrelikt nachgewiesen, der Gebänderte Rindenschwarzkäfer. Das zeugt von einer 6000 bis 8000 Jahre alten Eichen-Geschichte.
In einem modernen Wirtschaftswald finden sich so alte Bäume mit einer so langen Zerfallsphase wie im „Donauwörther Forst“ heute nicht mehr. Der Stadtrat bekennt sich ausdrücklich zu der besonderen Verantwortung und stimmte bereits 2004 zu, dass der Wald zum „Natura 2000“-Gebiet erklärt wird. Jetzt liegt der Managementplan vor, der erste große in Schwaben. Die alten, reifen Bäume werden nicht genutzt, sie bleiben sich selbst überlassen. Das sieht das Entwicklungskonzept vor. Der restliche Wald wird normal bewirtschaftet.

Wissenschaftler der LWF machten im „Donauwörther Forst“ im Übrigen Aufnahmen mit einer Höhlenkamera – mit einer interessanten Entdeckung. Hoch oben im Baum fanden sie Höhlen mit Wasser, Lebensraum für besondere Köcherfliegen-Larven. Eine Etage drunter brüten Spechte.
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