News aus dem Verein

Ski-Traumtour auf die Winnebachseehütte

Der Lawinenbericht meldet verbreitet günstige Verhältnisse, der Wetterbericht meldet an 2 von 3 Tagen Sonne und Frühlingsverhältnisse, der Hüttenwirt meckert über die eine kurzfristige Absage, spricht dann aber von viel Schnee, ja sogar auch von Neuschnee... Was will man mehr? Vielleicht etwas weniger Halsweh...

Und vielleicht etwas unpünktlichere Teilnehmer...

Beide Wünsche gehen nicht in Erfüllung und ich gerate 10 Minuten vor dem erhofften Abholzeitpunkt in Stress, als die Wohnungsklingel schellt und ich noch einen Teil des Frühstücks auf dem Tisch stehen habe und der Abwasch nur in Ansätzen gemacht ist. Johannes hat den Sektionsbus und die 4 anderen Teilnehmer halt zu gut im Griff und die vermutlich pünktlichste Abfahrt aller Zeiten früh um 0530 hingelegt.

Die Anfahrt nach Grieß flutscht und wir beginnen den Aufstieg pünktlich mit geschulterten Ski und dem alljährlichen Erklimmen der Kuhdunggespickten steilen Wiese und dem Überschreiten der Leitplanke. Heuer haben wir Glück; ausreichend griffiger Schnee lässt den Hüttenaufstieg, bis auf ein kurzes Latschenkiefernintermezzo, zu einem Vergnügen werden. Unser Skitourennachwuchsalex hat letztes Jahr gut aufgepasst und bringt am Hüttenhang direkt Skitourenoptimierungsregel 10 zur Anwendung: Schmeiß einen beliebigen Ausrüstungsgegenstände deiner Wahl im richtigen Moment den Hang runter, sodass ein nachfolgender Skitourengeher ihn dir rettet und ihn dir den Hang ganz zur Hütte hochträgt. So spart man Kräfte..

Nach einer kurzen Stärkung in der Hütte nehmen wir noch den Bachfallenkopf in Angriff. Mehr noch als vom Pulverschnee im Gipfelhang wird der junge Alex vom Gipfelfelsgrat angezogen. Also gehen der junge Alex und Tim noch ein bisschen Felsgratstreicheln, um dann doch unverrichtete Dinge wieder ins Skidepot zurückzukehren. Aber Pulverschneeflocken stauben zu lassen ist ja auch kein schlechter Zeitvertreib und alle kehren gutgelaunt zur Hütte zurück.

Der nächste Tag bringt den angekündigten Wettermix und erst einmal Schneefall und Wolken. Der Weg zum einzigen Handynetzempfangspunkt lohnt sich und bringt die Hoffnung auf ein potentielles Sonnenfensterchen. Also machen wir uns in voller Mannschaftstärke zum Winnebachcher Weisskogel auf. Der steile Gipfelhang ist ein stabiler Traum in Weiß und das erhoffte Sonnenfensterchen öffnet sich am kletternd eroberten Gipfel tatsächlich ein Stück. Wir diskutieren ausgiebig was wir denn am Panorama sehen würden, wenn wir denn was sehen könnten. Der Gipfelhang hält was er verspricht und eröffnet uns ausgiebigste Abfahrtsfreuden, die nur durch eine nicht ganz so gut funktionierende Skibindung getrübt werden. Jede Freude und jedes Sonnenfensterle enden einmal und so finden wir uns unversehens in einer dichten Wolkensuppe wieder. Mit großer Mühe und dem Rennen in und gegen nichtsichtbare Schneewächten und unter mehrfacher Konsultierung einer GPS Uhr finden wir schlussendlich doch noch die Hütte wieder. Zurück in der Hütte kurbeln wir den Getränkeumsatz an, schmieden Pläne für den perfekt vorhergesagten nächsten Tag und versorgen fachgerecht die herzförmige Blase am Fuß vom diabolisch freundlichen Alex sowie eine aufgeplatzte Lippe eines anderen Hüttengastes. Der Hüttenwirt bietet uns an, einen Teil unseres Gepäcks mit der Materialseilbahn ins Tal zu fahren und rät uns in einer Überschreitungstour über die Amberger Hütte zum Bus in Gries zurückzukehren. Morgens haben wir die Qual der Wahl und müssen uns zwischen einer sehr langen Tour über den morgens schon schön sonnenbeschienenen Hohen Seeblaskogel und einer kürzeren Tour über den schattigen Bachfallenferner sowie einer Jochüberschreitung entscheiden. Nicht jeder möchte die lange Tour wagen und so entscheiden wir uns, zum Teil unter Murren, den Weg über den schattigen Bachfallenferner einzuschlagen. Wenn wir gewusst hätten, was uns erwartet………

Mit etwas Grummeln schleichen wir über den mit schönstem Pulverschnee bedeckten, kalten Gletscher. Erst als wir um die Ecke biegen und die mit Schnee gefüllte Traumrinne auf die Geisslehnscharte sehen beginnen wieder alle Augen vor Freude zu blitzen und der ein oder andere Puls erhöht sich signifikant. Wir schultern die Ski und stapfen freudig in der 45° steilen Rinne 50 Höhenmeter bis zur Scharte hoch. Dort werden wir von der wärmenden Sonne, einem Traumpanorama, absoluter Einsamkeit und nur wenig verspurten Pulverschneehängen begrüßt. Die letzteren nutzen wir ausgiebig um unter Freuderufen zum Anstieg auf das Längentaljoch zu kommen. Die Sonne brennt und wir kommen im Anstieg ganz schön ins Schwitzen, um auf der anderen Seite des Jochs plötzlich wieder in schattiger Kälte zu landen. Ein riesiger Kontrast, der auch durch die Menschenmassen, die sich auf den Längentaler Weissen Kogel zu bewegen, verstärkt wird. Den ganzen Tag hatten wir keine Menschenseele getroffen und jetzt diese Ameisenstrassen. Wir spuren seitlich noch alleine, um dann vor dem Gipfelhang auf all die anderen Gipfelstürmer zu treffen. Trotz des Trubels erweist sich der Längentaler Weisser Kogel als ein Traumberg. Ein anspruchsvoller Aufstieg und eine überwältigende Fernsicht. Wir diskutieren ausgiebig was wir  am Panorama sehen, da heute kein Wölkchen den Himmel trübt. Die Rückkehr zum Joch bringt uns wieder 100 Höhenmeter Pulverschnee und nach dem Überschreiten des Jochs stehen wir wieder in der Einsamkeit und der wärmenden Sonne. Nun heißt es schnell über die weiten Schneeflächen abfahren und den Einstieg in die steile Rinne zur Amberger Hütte finden. Den Einstieg finden wir problemlos, müssen dann aber feststellen, dass man die Rinne nur erreichen kann indem man eine steile Felswand oberhalb eines angestauten Baches quert oder die steile Felswand weiter vorne abklettert, …..und das mit den Ski auf dem Rucksack und den Stöcken in der Hand. Glücklicherweise finden wir ein herumliegendes Seil und richten damit ein Fixseil ein, an dem wir uns beim Abklettern festhalten können. Nun müssen wir nur noch die steile, enge Rinne hinunter zur Amberger Hütte hinter uns bringen. Doch auch diese lässt sich erstaunlich gut fahren und 20 Minuten stehen wir mit leuchtenden Augen und müden Beinen vor der Amberger Hütte und setzten zum wohlverdienten Einkehrschwung an. Wenn wir gewusst hätten, was uns heute erwartet, …unserer Augen hätten schon früh morgens geleuchtet.

Die Abfahrt ins Tal auf dem vereisten Waldweg und der Rückweg nach Donauwörth sind ein Kinderspiel. Nur die Befahrung des Märchentunnels musste heuer entfallen; keiner der Teilnehmer hatte nach diesem Tag noch die mentale Stärke sich diesem Abenteuer zu stellen…..

 … und wer wissen will, was das alles mit freilaufendem Weidevieh, Waschlappen und Fledermäusen zu tun hat, der muss nächstes Jahr einfach selber mitkommen…..

 

 

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