Erstbesiedlung aufgrund hohem Bevölkerungsdruck
Über die Besiedlung des Hornbachtales gibt es nur wenig urkundliches Material. Der Sage nach erfolgte die Besiedlung über das Hornbachjoch aus dem Allgäu. Zu dieser Zeit herrschte schon bei geringer Siedlungsdichte ein starker Bevölkerungsdruck.
Besonders die Bauernsöhne wurden dadurch gezwungen neue Siedlungsräume (wie z. B. Almen) zu erschließen. Eine alte Sage weiß zu berichten, dass im Rauth der erste Bauer ansässig wurde. Er trug die Toten noch auf dem Rücken den fünfstündigen Weg zum oberstdorfer Friedhof ins bayrische Allgäu.
Die Landerschließung erfolgte wohl, indem sich Hirten oder Knechte in bestehenden Almhütten wohnlicher einrichteten und mit dem Vieh auch den Winter dort verbrachten. Schließlich verlegten auch Bauern oder deren Söhne ihren Wohnsitz dorthin. So wurden Almen aus eigener Kraft zu Dauersiedlungen.
Die so entstandenen Viehhöfe werden Schwaigen genannt. Zweifellos erforderte die Ansiedlung enorme Opfer. Das raue Klima und die Höhenlage zwangen zu einer Umstellung der bisher gewohnten Landwirtschaft.
Die großen Entfernungen zum nächsten Dorf machten jede Hilfe bei Bewirtschaftung oder Unfällen unmöglich.
1235 | Erste Urkundliche Erwähnung
1235 wird Hornbach das erste Mal urkundlich erwähnt. Das im Allgäu reich begüterte Rittergeschlecht der Rettenberger übte um 1300 über das nur spärlich besiedelte entlegene Bergtal die Grundherrschaftsrechte aus.
Heinrich von Rettenberg verkaufte 1333 diesen Besitz (Schwaighöfe, Wald, Wiesen) samt Wildbann dem Stift St. Mang in Füssen.
Zugehörigkeit | Seit 1833 selbständige Gemeinde
Hinterhornbach gehörte laut der Gemeindeordnung von 1538 zum unteren Drittel des Lechtales.
1610 befreite das Stift Füssen seine Hinterhornbacher Lehensleute von allen Abgaben, so dass sie ihre Güter seither zu freiem Eigen besaßen. Damit entband sich das Kloster von der Verpflichtung, die Schwaighofbauern mit Getreide zu versorgen. Zu dieser Zeit gab es wohl bereits drei Höfe, den Rauthof den Bretterhof und einen Hof zu Nedern (Schwandhof).
1810 wurden Vorder- und Hinterhornbach miteinander vereinigt.
1833 nach Auflösung der Anwaltschaften im Ausserfern wurde Hinterhornbach trotz seiner geringen Bevölkerungszahl eine selbständige politische Gemeinde.
Kirche
Vorder- und Hinterhornbach gehörten unterschiedlichen Urpfarreien an. Vorderhornbach der Urpfarre Aschau und Hinterhornbach der Urpfarre Elbigenalp.
1515 wurde Hinterhornbach der Kaplanei Elmen zugeordnet. Das hatte zur Folge, dass die Hinterhornbacher nicht die Gottesdienste im nahen Vorderhornbach besuchen durften, sondern sich auf den weiten Weg nach Elmen machen mussten. Etwa 100 Jahre wurde über diesen sonderbaren Zustand gestritten.
1660 wird eine Kapelle erwähnt, die auch Wallfahrer anzog.
1760 wurde in Hinterhornbach eine eigene Seelsorgerstelle errichtet. Die Erhebung zur Pfarre erfolgte 1891, diese ist längst wieder verwaist.
Für den Bau der heutigen Pfarrkirche zu Unserer Lieben Frau von Guten Rat wurden 5.400 Gulden gestiftet. Sie wurde 1764 fertiggestellt und 1963/1964 restauriert und ist ein beliebter Wallfahrtsort für die Außerferner.
Heute wird Hinterhornbach kirchlich von Vorderhornbach und Weißenbach betreut.
Schwabenkinder
Das „Schwabengehen“, das seine ersten Erwähnungen bereits im 16. und 17. Jahrhundert findet, erlebte im 19. Jahrhundert seinen Höhepunkt. Es gibt Belege, dass es abgemildert bis zum Beginn des ersten Weltkriegs anhielt. Es wird geschätzt, dass damals jährlich fünf- bis sechstausend Kinder auf Höfen arbeiteten. Hintergrund waren die äußerst geringen Bodenerträge in den alpinen Regionen und die damit verbundene Armut, die die Eltern dazu trieb, eines oder mehrere ihrer zahlreichen Kinder in die Fremde zu schicken.
In den Sommermonaten wurden auch die Hinterhornbacher Kinder (zwischen acht und 16 Jahren) nach Kempten zum Einsatz als Saisonarbeitskräfte vermittelt. Teils freiwillig, teils von den Eltern geschickt. Um das zu Ermöglichen wurde die Schulzeit auf den Zeitraum Oktober bis April angepasst.
Die Kinder wurden fast wie auf einem Markt zugeteilt und beschäftigt, beispielsweise als Hirten, Mägde, Knechte oder Kindermädchen. Die Entlohnung schwankte (40 bis 80 Mark). Begründet wurde diese Maßnahme nicht damit, dass zusätzliches Geld verdiente wurde, sondern dass die Höfe in den Sommermonaten dadurch entlastet wurden.
In Hinterhornbach sind im Zeitraum 1951 bis heute zwischen fünf und 13 Kinder schulpflichtig. Es wird im Ort bis zur vierten Klasse unterrichtet.
Infrastruktur und Mobilität
Bis 1912 gab es lediglich die Fußwege nach Vorderhornbach und über die Berge nach Oberstorf, Hinterstein und Elbigenalp. 1914 wird die Zufahrtsstraße gebaut.
1913 gab es drei Fahrräder im Dorf, 1925 das erste Auto. 1949 kam der elektrische Strom hinzu und 1959 wurde das erste Telefon beim Landgasthof Adler in Betrieb genommen.
1950 – 1969 | Abwanderungswelle — Durch Ausbau der Zufahrtsstraße gestoppt
Von 1950 bis 1965 fand eine größere Abwanderungswelle von Hinterhornbachern statt, wodurch in den Medien bereits von der “aussterbenden Gemeinde” berichtet wurde.
Durch den großzügigen Ausbau der Zufahrtsstraße und die Erschließung aller Höfe bis 1969 wurde dieser Trend gestoppt.
Da 15% der Baukosten von den Interessenten zu tragen waren und um die Kosten für Schneeräumung, Wirtschaftswegebau oder Wasserleitung nicht abzahlen zu müssen, leisteten damals viele Hinterhornbacher Frondienste für die Gemeinde ab.
1969 waren bereits neun Personen im Gastgewerbe beschäftigt, es gab 15 Haushalte und 13 Pkws.
1970 bis heute
Die Zufahrtsstraße wurde bis 1983 weiter ausgebaut. Neben der Landwirtschaft kam als zweiter Wirtschaftszweig verstärkt der Tourismus hinzu.
Es gibt heute Pensionen, Ferienwohnungen und Gasthäuser in Hinterhornbach.
Das Dorf hat jedoch seinen ursprünglichen Charme bewahrt. Im Dorf und im Lechtal kann man den Naturpark Lech besuchen, Wandern, Radfahren, Mountainbiken, Schwimmen, Raften, Skifahren, Langlaufen, Rodeln und auf Skitouren gehen.
Einwohnerentwicklung Gemeinde Hinterhornbach seit 1775
Quellen
- Natur- und Kulturkundlicher Wanderführer Hinterhornbach, Georg Dinger und Gustav Dinger, DAV Sektion Donauwörth e. V., ISBN 3-9807169-6-1, 2002
- Broschüre „60 Jahre Sektion Donauwörth“, Sektion Donauwörth des Deutschen Alpenvereins e. V., 1956
- Broschüre „Alpenverein Donauwörth 1896 – 1971“, Sektion Donauwörth des Deutschen Alpenvereins e. V., 1971
- Broschüre "1896 - 1996 - 100 Jahre Sektion Donauwörth Deutscher Alpenverein", Sektion Donauwörth des Deutschen Alpenvereins e. V., 1996
- de.wikipedia.org/wiki/Schwabenkinder | Aufgerufen: 18.04.2016
- de.wikipedia.org/wiki/Hinterhornbach | Aufgerufen: 18.04.2016
- hornbachstueberl.at | Aufgerufen: 18.04.2016
- static.panoramio.com | Aufgerufen: 18.04.2016
- "Urbeleskarspitze von der Schwärzerscharte aus", Zeitschrift des DÖAV, ©Dr. L. L. Kleintjes, 1908, wanderpfa.de/1/der-urbeleskarspitz.html | Aufgerufen: 18.04.2016
- Straßenbau, Petersbergalm, Goggomobil, alte-ansichten.net | Aufgerufen: 18.04.2016
- Brücke Jochbach, geiervally.lechtal.at | Aufgerufen: 18.04.2016
- Loipe, hornbachstueberl.at/winterurlaub | Aufgerufen: 18.04.2016