Wer? Na der Jakobus-Virus in meinem Körper! Seit 2006 ruhte er, lebte manchmal wieder kurz auf, wie das halt bei Viren so ist, um dann wieder Ruhe zu geben. Doch die Ruhe war trügerisch. Im Herbst 2015 fing‘s wieder an, die innere Unruhe und in Gedanken war ich manchmal schon auf dem Weg. Meine Frau meinte: Dieses Mal bringst du den Virus nicht mehr los und das ist gut so.
Zu Jahresbeginn kaufte ich einen neuen Rucksack, kleiner als der bisherige, um das Packgewicht niedrig zu halten und einen Führer: Der Jakobsweg durch die Schweiz - Von Konstanz nach Genf. Bis zum Bodensee waren wir unter Führung unserer Traudl Reigel ab 2000 bis 2005 von Nürnberg aus ja schon gelaufen. In Tages- und Wochenendetappen, in kleinen Gruppen legten wir die über 400 Kilometer zurück.
So gab ich nun meiner Unruhe nach, fuhr heuer am Ostermontag in aller Frühe los und startete allein um 13.00 Uhr in Konstanz. Am 3. Tag teilte ich beim abendlichen Anruf meiner Frau mit: Jetzt bin ich auf dem Weg! Beim Jakobsweg sollen ja die Füße und der Kopf (Geist) eins sein – und das dauert. Am 1. und 3. Tag nahm ich Quartier in einem Kloster (Fischingen und Einsiedeln), sonst hatte ich überwiegend Privatquartiere und lernte so viele nette und hilfsbereite Menschen kennen. Dann diese grandiose Landschaft zu durchwandern, zwischen hohen, schneebedeckten Gipfeln in den Tälern das saftige Grün zu genießen, die Wege mit zahlreichen, sehr gepflegten Kapellen geschmückt – einfach phantastisch.
Auch ab Freiburg, also in der französischen Schweiz, ging alles gut und wenn es mal etwas schwierig wurde, hatte ich stets das Gefühl: Mein Schutzengel ist zur Stelle. Am 18. Pilgertag erreichte ich mein Ziel Genf. In der dortigen Basilika St. Pierre genoss ich die wohltuende Ruhe nach dem pulsierenden Leben, das mich auf dem Weg durch diese besondere Stadt begleitete. In Bahnhofsnähe ein Quartier zu finden war nicht schwer, und anderntags auf der 8½-stündigen Heimfahrt hatte ich Zeit, ein Resümee zu ziehen: Die Schweiz ist ein besonderes Land mit grandioser Landschaft, ich hatte gutes Wetter (nur zwei leichte Regentage), habe sehr beeindruckende Sakralbauten und nette Menschen kennengelernt und bin sehr dankbar, diesen 450 km langen Weg gesund und ohne Blessuren bewältigen zu können.