Nur die Natur und wir; sämtliche Netzwerkverbindungen sind blockiert, einfach Abschalten, nichts ist mehr wichtig, alles kann warten, so simpel kann Self-Care sein.
Fahren wir doch mal an den Spitzingsee...
Touren mit Bahn und Bus sind nicht nur eines der letzten Abenteuer unserer Zeit, sondern auch noch klimaschonend und umweltfreundlich.
Wer mit den Öffis in die Berge fährt, muss mit Köpfchen packen. Ein kompakter Rucksack erleichtert notwendige Sprints, wenn Verspätungen die Anschlussverbindung gefährden.
Selbst Anfang Februar sind die Schneehöhen in den Bayerischen Voralpen unterdurchschnittlich.
Unter der Woche kehrt am Spitzingsee Ruhe ein. Im Aufstieg freuten wir uns über ein wenig Sonne und ganz gute Sicht auf wohlbekannte Panoramen.
Später briste kalter Nordwestwind auf.
Am Taubensteinhaus fetzten dann die Fahnen im Sturm. Der AV-Wetterbericht passte.
Die Tour verlangte wetterfeste, alpintaugliche Teilnehmer*innen mit entsprechender Ausrüstung und Robustheit.
Wir waren zwar auf den Wintereinbruch eingestellt, aber dennoch, draußen ist eben anders.
Im warmen Gastraum loderte das Feuer. Ofen und Wirtin fluteten den Raum mit Wohlfühl-Atmosphäre. Zur Erstversorgung wurden kuschelige Decken zugereicht. - Alles super!
Die Zimmerlager überraschten von der Temperatur her mit dem Ambiente eines Iglu-Lodge-Erlebnispaketes, absolut cool.
Über Nacht legte der Sturm weiter zu. Orkanartige Böen tobten ums Haus, die Dach und Wände für lange Augenblicke lang erzitterten ließen, ein Höreindruck mit Stresspotential. - Am Morgen sahen einige übernächtigt aus.
Das Wetter war es nicht besser geworden, im Tagesverlauf sollte bei anhaltend starkem Wind reichlich Neuschnee fallen. - Zum Frühstück meldete Bauch an Kopf: Absteigen!
Bevor es vor die Tür ging, heißt es, alles richtig anzuziehen und erst dann raus.
Im Windschatten der Hütte war »Ois Easy«. In Luv standen wir sofort mitten drin, gefühlt wie im Blizzard auf einem 3000er, und dabei waren wir nur auf dem Weg zum Sattel an der Taubensteinbahn, - 500 m können manchmal lang sein. Ein Eispartikel-Peeling schenkte rosig-zarten Teint, alles gratis. Dazu raubte der Wind den Atem. Manche*r musste immer wieder innehalten, um nicht zu Boden zu gehen. Der Sattel wirkte als Düse; in diesem Windkanal ging die Post richtig ab.
Wissen, wo's langgeht
Blanke Altschneebereiche wechselten kleinräumig mit eingewehtem Pulver in Lee - also Rotlicht!
Alle Spuren waren verblasen. Im eisigen Gestöber mag niemand aus den Handschuhen, um eine App zu starten. Zudem waren die meisten Akkus längst am Ende. Wer gute Gebietskenntnisse hat, ist in solchen Situationen klar im Vorteil. Gute Tourenplanung zahlt sich aus. Über die Schönfeldhütte ging es hinuter zum Spitzingsattel und weiter zum Bahnhof Neuhaus.
Fazit: Stürmisches Winterwetter kann recht schnell an die Substanz gehen. Wohl dem, der gut angezogen ist. Dann sind solche Verhältnis nicht nur etwas für starke Männer, sondern auch für unsere starken Frauen.