Tour des Monats

Bisherige Berichte

Stubai statt Dubai

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Ferien: Ab in die Ferne? - Von wegen!

Seniorenhochtour mit Pfiff

Seniorenhochtour? - Na klar, auch für Senioren, die alpin einigermaßen flott unterwegs sind, bietet unser Sektionsprogramm interessante Angebote. - Es kommt bekanntlich weniger darauf an, wie alt man wird, sondern wie man alt wird. - Von Zeit zu Zeit ist es ratsam, Schubladen im Kopf auszumisten.

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Weniger oft, dafür länger…

Bereits bei der Tourenwahl behalten wir den Impact zum ökologischen Fußabdruck im Blick. Wir waren vier volle Tage im Hochstubai unterwegs. Unser Stützpunkt war die Hildesheimer Hütte (2899 m), eine gute Wahl 😊.

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Sonja am Top

Die Stubaier Gletscherbahnen ermöglichen einen mühelosen Zustieg. An schönen Tagen baggert die Bahn wahrscheinlich locker den trassierten Bereich voll. Eine Stahltreppenkaskade bietet nur sehr begrenzten Auslauf.

 

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Faszination Berge?

Der Besucher schaut auf sein Gerät und ist beschäftigt. Beiläufig wird irgendetwas fotografiert, um sich bald wieder zur Talfahrt einzureihen. - Die Verweilzeit ist kurz. Auf die Temperatur an der Bergstation ist man offensichtlich nicht eingestellt.

Slow Motion

Fehlende Akklimatisation kann durch die Auffahrt zum hochgelegenen Ausgangspunkt zu Problemen führen. Wir gingen die Sache mit seniorengerechtem Tempo an.

Am Spätnachmittag trübte es ein. Wir griffen tief in die Tasche und fuhren zum Schaufeljoch (3158 m). Die ungastliche Station schien verwaist. Alles im Nebel, noch in der Halle machten wir uns klar für die Gletscherpassage. Über den flachen Gaißkarfener ging es hinunter zur Hildesheimer. Einzelne Markierungsstangen beruhigten die Nerven. Bei Verlust der Spur können solche Übergänge rasch spannend werden. Jenseits war der Fall klar. Markierungen und Drahtseilversicherungen leiteten uns durch Blockwerk zur Hütte.

Hochalpinen Landschaften im Wandel der Zeit.

Ein Senior war bereits vor fast 50 Jahren dort. Wie sich Landschaft ändert. Das Zuckerhütl - nomen est omen - wird dem Namen längst nicht mehr gerecht. Der höchster Berg der Stubaier war Inbegriff eines Eisdoms. Eis, das einst als ewig galt.

Im Stubaier Gletscherskigebiet gab es bis 2002 über das ganze Jahr hinweg Skibetrieb. Heute wird es im Sommer zunehmend als hochalpines Wandergebiet interpretiert. Was im Sommer ausapert, sind glanzlose Gletscherreste, teils bedeckt mit faulem Schnee, überschotterte Toteismassen, Blockschuttwüsten, heikle Steilabbrüche, wegloses Gelände zwischen mobilen Blöcken. Halbwegs kompakt sind nur noch die Grate. Hochtourengeher sind kaum noch unterwegs. Die Hütten sind okkupiert von Weitwanderern, die von Hütte zu Hütte ziehen.

Das Wetter war, wie so oft im bisherigen Sommer, labil. Der Bergwetterbericht versprach meist nur für den Vormittag brauchbare Verhältnisse.

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Der Schußgrubenkogel (3211 m) gilt als Halbtagestour im Revier der Hildesheimer Hütte.
Markierungen? Fehlanzeige - im Prinzip bleibt man möglichst konsequent am Grat. Nur dort, wo Türme den Grat sperren, gilt es mit gutem Routengefühl in die Flanken kurz auszuweichen. - Umsicht, Konzentration und stetige Trittsicherheit sind keine Floskeln. Trotzem, niemand verlor den Humor. Zwischen Himmel und Erde hingen Wolkenfetzen. Es war zu erahnen, dass es beidseitig vom Grat jäh abbrach, was der Sache Würze verlieh.

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So ein Zufall -  Am Gipfel öffnete sich, wie bestellt, ein Wolkenloch. Wir standen im Abseits von allem und trotzdem mitten drin. Der Schußgrubenkogel ist ein schöner Aussichtspunkt über Söldens stiller Seite.

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Manchmal haben Tage viele Gipfel. Es bot sich an, im Anschluss zur Schaufelspitze (3333 m) durchzustarten - primär eine gute Trainingseinheit zur Höhenanpassung.

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Das Zuckerhütl ist im Hochsommer out. Wo früher ein steiler Firngrat ganzjährig zum Gipfel führte, tritt brüchiger Fels hervor. Das akute Steinschlagrisiko lässt es nicht mehr ratsam erscheinen, den Gipfel zu besuchen.

Eine schöne Alternative ist die Pfaffenschneid (3498 m), der Westgipfel des Zuckerhütls. Die Tour ist wirklich abwechslungsreich. Gleich an der Hütte geht es im steilen Firn hinunter zum Eissee. Drahtseilversicherungen führen über Gletscherschliffe, die gut 100 m abbrechen. Noch um 1850 reichte das Eis etwa bis auf Höhe des Steiges.

Hinter der Stubentür mahnt ein Foto, die bisher übliche Wegspur Richtung Pfaffenjoch zu meiden, um der latenten Blocksturzgefahr auszuweichen. - Einzelne Steinmänner und Trittspuren leiten heute in gebührendem Abstand unter den Problemzonen hindurch. Wieder ist Routengefühl gefragt. Im Weiteren ging es über den firnbedeckten Pfaffenferner zum Joch. Auch der Sulzenauferner war noch nicht aper. Also anseilen, auch wenn es genug Zeitgenossen nicht tun.

Den Grat erreichten wir im guten Trittfirn. Wir umgingen das Gipfelfirnfeld im Blockschutt, vieles wackelt, manches rutscht.

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Graue Schläfen, Steile Zähne

Dann ist der Weg frei zum Gipfelturm mit Madonna. Die Kraxelei (II) im Finale setzt ein dickes Ausrufezeichen.

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Ufftata: Auf der schrägen Platte mag es mitunter recht eng werden. Im Abstieg wird 1 x abgeseilt.

Am Pfaffenjoch bietet sich die Variante, dem Pfaffenferner zu folgen. Der Gletscher endet an rundgeschliffenen Abbrüchen. Wir scannten das Gelände und fanden die für uns passende Linie. Unter geschickter Nutzung noch unberührter Altschneepassagen kreierten wir eine feine Spur durch die Felsen. Bergsteigen hat auch künstlerische Elemente. Der Abstieg, der immer steiler wurde, führte zu einem eisbedeckten Schmelzwassersee. Wir mussten suchen, wie es weiterging. Wir waren allein in einer Urlandschaft, die nach tausenden von Jahren unter Eis wieder frei wird. Cool, oder? Es blieb bis zum Ende spannend. Flache schneegefüllte Rinnen gaben die Richtung. Wir fanden unseren Weg beim Gehen und stießen dabei auf den markierten Hüttenaufstieg.

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Am letzten Tag hieß es, noch einmal hinauf zum Schaufeljoch, wo wir mit der Bahn hinabglitten, um nach all dem Schotter endlich wieder festen Boden unter den Füße zu bekommen.

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