Totensonntag
Stille am Wertacher Hörnle
Seit Ende November liegt in den Bergen am Alpenrand eine Menge Schnee. Der Parkplatz am Spießerlift war total eingeschneit, nur ein paar Skitourengeher waren vor Ort.
Hinter den letzten Häusern von Obergschwend folgen Schneeschuhgeher dem Weißenbach. In diese Richtung ging niemand. Ab der Alpe Heisenloch geht es weglos weiter. Der Schnee lag 50, 60 cm hoch. Die Winterlandschaft war noch unberührt.
Im Aufstieg zum Kamm, der zum Hörnle führt, wurde ein Steilaufschwung zur Reifeprüfung; danach wird es flacher, es blieb aber spannend. Im Heisenloch sind Geländefüchse gefragt. Oben am Grat ist dann die Richtung klar. Trotz der geringen Höhe bietet der Kamm Weitsicht. Vis-à-vis stehen die Tannheimer und Allgäuer Berge.
Die Stille war intensiv. - Wir schienen abgeschieden von der Menschenwelt, Hinweise auf Zivilisation fehlten.
Die Sonne lugte gegen Mittag für lange Augenblicke lang durch die tief hängende Wolkendecke. Dann schaffte sie es nicht mehr, Dauergrau.
Es war die 75. TdM. In meiner Vorstellung hatte ich uns gemütlich am Kreuz sitzen sehen, aber bei -7 °C und leichtem Wind setzte bald das Schlottern ein und jeder wollte schnell wieder in Bewegung kommen. - Wir holen die Feier nach. Beim Jahresrückblick 2017 werden wir es krachen lassen.
Im Abstieg blitzte dennoch Freude auf. Schwerelos ging es runter. Der Pulver bescherte einen Hauch von Flow, bei jedem Schritt rutschte, glitt, driftete der Schneeschuh etwas ab, so kam Dynamik auf.
Der Abstieg folgte der Route der Skitourengeher.
Wir sahen es ja kommen. - Am Spätnachmittag begann es nass zu flocken. Später stapften wir im Schneegestöbern runter. – Erkältet hat sich niemand.