Schwarzenstein
- What a difference a day makes...
Stabiles Hoch? – Fehlanzeige!
Am Morgen weckten zwischenzeitliche Auflockerungen Hoffnung auf die angekündigte Wetterbesserung. Geplant war der alpine Übergang zur Schwarzensteinhütte. Der markierten Steig leitet durch steile Grashänge, später geht es durch Blockgelände zum Anseilpunkt auf etwa 2800 m.
Auf 3000 m zog es endgültig zu. Auf dem eingeschneiten Gletscher ging die Sicht gegen Null.
Whiteout - bei diffusem Licht schwinden Helligkeitsunterschiede, der Horizont ist kaum mehr wahrnehmbar. Selbst die Kamera findet nur im Nahbereich Halt.
Unterhalb des Schwarzensteinsattels (3143 m) wurde die Tour zum Blindflug. Dort hieß es: Alles anziehen, was der Rucksack hergibt, Biwaksack raus! Mit der richtigen Ausrüstung und inneren Einstellung sind auch solche Verhältnisse kein Drama.
Warteposition als Orientierungspause: Kauernd, ein wenig fröstelnd, aber mit guter Laune warteten wir auf lichte Momente. Letzlich traten wir den Rückzug zur Berliner Hütte an. Im Abstieg verbesserte sich bald die Sicht, dafür setzt aber anhaltender Regen ein.
Am Sonntag, nomen est omen, sorgte ein kräftiges Zwischenhoch für einen strahlend sonnigen Tag. Beim Verlassen der Hütte standen nur die höchsten Gipfel und Grate im Licht. Langsam glitt die Schattengrenze über die angezuckerten Flanken ins Tal. Der Zug des Lichtes kann mitreißen, wird zur Metapher. – Wenn in den Tälern des Alltages Depression, Leere oder Sinnverlust Schatten werfen, dann ist zwar alpines Unterwegssein kein Wundermittel, manchmal hilft es aber, die Seele zu erhellen. Bergsteigen kann so viel mehr sein.
Die letzten 10 Minuten stiegen wir über verschneite Blöcke zum Gipfelkreuz. Der Schwarzenstein (3369 m) ist ein hoher Zillertaler Grenzgipfel. Man muss sich zwar auf diesen Gipfel nichts einbilden, man darf sich aber über den Schwarzenstein freuen.